Es ist wie immer im Leben!

Die Familie der Compact Disc besteht ja bekanntermaßen aus einer Vielfalt von großen und kleinen Scheiben. Die Werkstoffe hierfür sind immer die gleichen, aber der Unterschied besteht aus der Verarbeitung und der Kombination mit anderen Materialien. Und genau hier kann es bei nicht sachgemäßer Verwendung und sogar auch bei der späteren Lagerung zu Problemen kommen. Nicht alle dieser Probleme führen zu Störungen bzw. sogar zu Dauerschäden.
 
Titelbanner
 

Die ersten Versuchsreihen

Natürlich hat auch Philips mit dem ersten Presswerk der Welt, der PolyGram in Hannover-Langenhagen umfangreiche Testreihen gefahren mit unterschiedlichen Materialien, um die Werkstoffe zu finden, das alle Kriterien für einen neuen Tonträger¹ erfüllen konnte und dabei auch langzeitstabil sein musste. Das Granulat Polycarbonat konnte alle Kriterien erfüllen und wurde somit auch bezüglich der möglichen Lebensdauer harten Tests ausgesetzt. In Klimakammern waren Dauerbelastungen aus Kälte und Wärme Bestandteil der künstlichen Alterungsprozesse und die ersten nach wissenschaftlich Kriterien durchgeführten Versuchsreihen ließen eine Lebenserwartung von über 50 bis 100 Jahren auch bei wiedrigen Umständen zu.
¹Der Begriff Tonträger deshalb, da ja die spätere Nutzung für andere Einsatzgebiete in der Entwicklungsphase der CD überhaupt noch kein Thema war.
 

 

Fehler/Probleme in der Replikation

Ja, es hat sie gegeben, Fehler in der Herstellung der CD und auch anderer Versionen, die auf der CD-Technologie basieren. Einige davon wurden sehr schnell erkannt und korrigiert, bevor diese in der Serienproduktion Schaden anrichten konnten. Andere wirkten sich erst einige Zeit später aus und führten auch zu einem Imageschaden des neuen Tonträgers.
Sicher ist das bekannteste Problem, was auch in großen Schlagzeilen durch die Presse ging mit Titeln wie "Die CD zerstört sich selbst" ein Thema gewesen, wo im Nachgang nicht mehr eindeutig festgestellt werden konnte, war es Unkenntnis oder war es einfach "Schlamperei", was da passiert ist. Und ausgerechnet die Werke, wo die Probleme auftauchten, hatten auch noch eine Pressekampagne angestoßen.
Um was ging es da? Es waren CDs im Markt, die sich plötzlich veränderten. Sie wurden in der Aluminiumschicht schwarz und es entstanden Löcher in der Verspiegelung und damit waren diese Disc nicht mehr abspielbar.
Und was war die Ursache? Was oft übersehen wird, ist ja bei einer CD die Labelseite sehr empfindlich. Denn hier ist die Reflexionsschicht der CD aufgebracht, die nur durch eine wasserlösliche Acryllackschicht geschützt wird und auf dieser Schicht wird das jeweilige Label aufgedruckt. Und in diesen beiden Werken aus England (es war Nimbus und das pdo-Werk aus Blackburn)  war der Fehler passiert, den Labeldruck mit lösungmittelhaltigen Farben zu bedrucken. Und das war eine tickende Zeitbombe, weil die Moleküle der Lösungmittel durch die Acryllack-Sperrschicht diffungierten und mit der Aluminium-Reflexionsschicht reagierten und dann eben zu einem Lochfrass und chemischen Veränderung dieser Schicht führten. Erfreulicherweise trat dieses Problem in anderen Werken nicht auf, vielleicht auch, weil man um diese chemischen Reaktionen wusste. Selbst bei dem pdo-Werk in Hannover-Langenhagen (vormals PolyGram) gab es das Problem nicht.
 
 
 

Langzeitschäden mit Folgen

Und dann gibt es auch die Kathegorie der Disc, die man eines Tages abspielen will und dabei feststellen muss, die Zeit hat da etwas angerichtet, die dem Wunsch der Abspielbarkeit der Disc entgegen wirkt. Mit anderen Worten, die Disc sind Schrott, weil sie nicht mehr abspielbar sind und auch Reparaturmaßnahmen nicht mehr helfen. Dabei hätte es in einem frühen Stadium geholfen, die Ursache noch zu beseitigen und damit den Prozess zu stoppen...
Was ist da passiert? Die Bilder
Das Video © 2017 CD-Museum
Eigentlich nicht viel, aber da hatte man es bei der Produktion der Disc nur gut gemeint und hatte die Disc in der Jewel-Case bei einer Mehrfach-Box mit einem Schaumstoff-Deckblatt vor dem verkratzen schützen wollen. Dieses etwa 3mm starke Schaumstoffstück wurde zwischen der CD und dem Innentray der Mehrfachbox bzw. Booklet lose gelegt. Und natürlich hat diese Schaumstoffschicht einen direkten Kontakt zu der Compact Disc.
Doch an eins hatte man nicht gedacht, auch weil man da keine Langzeiterfahrung hatte. Das poröse Schaumstoff braucht zur Beweglichkeit auch wieder sogenannte "Weichmacher" und darin sind Lösungsmittel enthalten und die entweichen über die Dauer der Jahre und lösen dabei einen Prozess aus, der die empfindliche Oberfläche der CD von der Labelseite her angreift.
Diese Lösungsmittel diffungieren durch die Acrylharz-Schutzschicht und lösen die in der Regel aus Aluminium bestehende Reflexionsschicht punktuell bis flächig (je nach dem Ausmaß des Kontaktes) auf. Ein Prozess, der unumkehrbar ist und damit die CD zerstört. Das Trägermaterial aus Polycarbonat bleibt ohne Veränderungen, aber was nützt das, wenn der Laserstrahl keine Reflektionsschucht mehr findet.
Der wohl in den meisten Fällen zu spät kommende Rat lautet hier, diese eingelegte Schaumstoffschicht schnellstens zu entfernen und die Disc mit lauwarmen Wasser gründlich abzuspülen. Zum trocknen auf Küchenkrepp auslegen und notfalls mit einem weichen Tuch abtupfen. Aber niemals abwischen, um Kratzer zu vermeiden.
 
 
 

Störungen im Alltagsbetrieb

Ein zweites Thema, das auch aktuell immer mal wieder auftreten kann, ist eine Veränderung der Auslese-Oberfläche einer Compact Disc, die sich in Form eines milchigen Belages bis zu einem Effekt von Eisblumen darstellt. Dieser Effekt kann auch bei einer DVD entstehen und zu beiden Gruppen liegen dem CD-Museum Beispiele vor. Solche Probleme können in allen Presswerken und auch bei allen Produktionen auftauchen, werden aber nicht sofort erkannt.
Wie kann so etwas passieren? Nun, der Grund liegt in zwei wesentlichen Faktoren und das musste erst erkannt werden, um auch hier für Abhilfe zu sorgen. Es ist einmal das ja in unserer heutige Welt so beliebte "just in time", also die Bereitstellung von Produktionen zu dem Zeitpunkt, wo sie benötigt werden und andererseits die Kombination ungünstiger Bedingungen, um es mal so zu nennen.  
Beispiel vorher/nachher
"Frostblumen-Effekt"
Zur produktionstechnischen Seite in der Replikation eines Presswerkes gehört es ja auch, die verschiedensten Teilschritte parallel laufen zu lassen und ganz zum Schluss dann alle Bestandteile zusammen zu führen. Also zu der Disc kommt im Rahmen der Konfektionierung neben dem Case (CD- oder DVD-Box) auch das Tray und die drucktechnischen Ergänzungen.
Und hinzu kommt dann auch noch in vielen Fällen das für den Handel und Käufer als optisches Erkennungszeichen für Neuware so beliebte einschrumpfen oder cellophanieren der Disc-Boxen mit einer Klarsichtfolie. Und damit verbunden ist dann auch eine fast luftdichte Versiegelung des frisch produzierten Ton- oder Bildträgers. Werden die Einzelschritte der Produktion ohne Ruhezeiten der Disc durchgeführt, kommt somit eine frisch replizierte Disc in eine gemeinsame Verpackung mit Printmedien und verschiedenen Kunststoffen in Kombination. Und so entsteht ein Kleinklima, wo die Lösungsmittel und Weichmacher noch nicht ausreichend ausgedünstet sind. Und das führt zu chemischen Reaktionen, die zwar einige Zeit brauchen, aber ihre Spuren hinterlassen können.
Etwas ähnliches kann auch bei der Lagerung im heimischen Regal oder Schrank passieren, weil hier neben einer fehlenden ausreichenden Belüftung noch die verwendeten Materialien der Regale und Schränke hinzu kommen. Hier denken wir an die Klebstoffe bei der Aufbringung von holzähnlichen Folien und auch an die Lackierung oder Imprägnierung (Stichwort Formaldehyd) von Holz als häufigster Bestandteil von solchen Aufbewahrungssystemen. Auch hier ist es die Kombination einer nicht ausreichenden Belüftung mit ausdünstenden Lösungsmitteln. Denn gerade die Lösungsmittel wurden ja nicht im Bezug auf eine höchstmögliche Verträglichkeit mit den Ton- oder Bildträgern ausgewählt, sondern diese solle den Zweck einer Lagerung im Sinne eines Regales oder Schrankes erfüllen.
Das "mögliche" Ergebnis ist dann die Entstehung eines milchigen Belages auf der Ausleseebene der Disc, wo sich dann mit der Zeit alles auswirkt, was da an Störgrößen möglich ist. In einem frühen Stadium kann dieser Belag mit warmen Wasser und einem einfachen Spülmittel abgewaschen werden. Aber bitte darauf achten, keine groben Tücher für den Reinigungs- und Trockungsvorgang verwenden, dann sind die Disc auch noch verkratzt. Einfach abtupfen oder auf Küchenkrepp legen, um die Restfeuchtigkeit zu entfernen, reicht im Normalfall.
Kritischer ist es, wenn der Prozess länger auf die Disc einwirkt, dann können sogenannte "Eisblumen" entstehen, die hartnäckig sind und nicht mehr abgewaschen werden können. Hier hilft es nur, eine "brutalere" Methode zu verwenden und das ist ein abschleifen mit hierfür geeigneten Techniken. Aber es ist bitteschön darauf zu achten, auch hier nur hochwertige Technik einzusetzen und nicht die oft als Wundertechnologien verkauften "CD-Schrubber". Die sind zwar in der Lage, den Belag zu entfernen, hobeln dabei aber auch eine gehörige Schicht des Polycarbonates mit ab und damit kann bei einer Wiederholung eine DVD schon nicht mehr auslesbar sein, weil die Materialstärken nicht mehr stimmen. Hochwertige Disc-Repair-Systeme arbeiten dagegen so vorsichtig, das theoretisch der Prozess auch fünfzig bis einhundert mal wiederholt werden könnte.
Übrigens, solche Disc-Repair-Systeme sind auch bei bespielten CD- oder DVD-Rohlingen verwendbar, eben weil sie so überaus vorsichtig arbeiten. Das ganze Thema solcher Systeme werden wir im Bereich Weiteres/Zubehör & Pflege auch noch näher beschreiben.
Anmerkung: Das als Beispiel gezeigte Bild einer solchen Disc zeigt eine Promo-CD, die es als Version aus den USA und aus UK gibt und die betroffene Version stammt aus dem Vereinigten Königreich. Hier war als Ursache die Weichmacher des Tray festzustellen und das Ergebnis nach der Bearbeitung mit dem Disc-Repair-System des Marktführers aus Japan dürfte jeden überzeugen. Der Prozess der Bearbeitung erfolgte mit dem Gerät "ECO Clever" und war auch bei weiteren Disc, die ebenfalls mit dem "Eisblumen-Effekt" befallen waren, erfolgreich.
 

 

Von der Pflege bis zur Reparatur von CD, DVD und auch Blu-ray

Wer kennt sie nicht, plötzlich auftretende Störungen bei der Musikwiedergabe oder bei dem auslesen von Daten auf dem Computer, oder der Player verweigert sogar die weitere Abspielmöglichkeit. Nicht immer ist ein Produktionsfehler die Ursache des Problemes, sondern ganz einfach Schmutz, Fingerabdrücke oder sogar Kratzer. Also ganz einfach gesagt, Unachtsamkeiten und falsche Behandliung im Alltagsbetrieb mögen diese Scheiben überhaupt nicht.
Die beste Lösung ist, es überhaupt erst garnicht so weit kommen zu lassen und sich bestimmte Regeln anzugewöhnen. Das bedeutet, niemals mit den Fingern auf die Disc fassen, sondern bei der Entnahme einer Disc aus der Box mit dem Daumen und ein bis zwei Fingern (nicht der Zeigefinger) die Kante festhalten und der Zeigefinger drückt dabei den Haltestern in der Mitte etwas herunter. So lässt sich die Disc einfach entnehmen und dann auf dem direkten Wege in das Laufwerk des Players einlegen. Keinesfalls die Disc irgendwo auf den Tisch legen oder sonstwo zwischenlagern, bevor sie wieder in die Box kommt. Denn die Scheiben sind zwar bis zu einem gewissen Maße unempfindlich, aber Staub oder Fingerabdrücke mögen sie nun wirklich nicht. Und so entstehen Kratzer und Flecken unterschiedlicher Art und die Fettpartikel auf der Haut tragen dazu bei. Wenn es beim wechseln der Disc nicht anders geht, kann die Disc auch kurz mit dem Innenloch auf einen Finger der freien Hand gesteckt werden. Wichtig ist immer, möglichst Schmutz, Kratzer und Hautfett zu vermeiden.
Auch beim zurücklegen in die Box die Scheibe nicht mit den ungeschützen Fingern anfassen. Wieder nur am Rand in Form einer Zangenbewegung greifen und auf den Mittelstern legen und dann kurz andrücken, damit die Halterung die Disc auch festhält. Aber das nicht mit den Fingerm die ja immer etwas Hautfett absondern, sondern einfach den Ellenbogen nehmen, denn da hat man ja im Normalfall ein textiles Oberteil angezogen. Oder ersatzweise etwas anderes weiches Stoffteil unterlegen beim andrücken. Wenn es nicht anders geht, die Disc auf den Tray legen und nur mit den Fingerspitzen im innenbereich andrücken, bis die Halterung einrastet.
Sollte es aber dann mal passiert sein und Schmutzflecken und auch feine bis größere Kratzer machen die Disc nicht nur unansehlich, sondern führen zwischenzeitlich schon zu Abspielproblemen, ist das Scheibchen noch lange kein Fall für die Tonne. Es gibt immer noch Mittel und Wege, solche Disc wieder voll nutzbar zu machen. Hier gibt es Reinigungsgeräte und für extreme Fälle eben die Disc-Repair-Systeme. Das sollte aber kein Grund sein, unachtsam mit den Scheiben der CD-Familie umzugehen.
Dieser Artikel ist noch in Arbeit und wir werden auch noch passende Bilder hinzufügen!
 
Weitere Inhalte folgen...